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Romanische Kunst vom Feinsten in St. Marien

Vier Bronzeplatten (Nachguss) aus dem 12. Jhd. vom Portal der Kathedrale San Zeno in Verona sind im Chorraum von St. Marien in Herrliberg zu bestaunen. Die Pfarrei hat die Platten erworben, deswegen gehören sie nun zum festen Bestandteil der Kirche.

 

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Am Palmsonntag 2024 hat Pfarrer Albin Keller die Bronzeplattem im Gottesdienst eingeweiht.

Ausdrucksstarke, beinahe surreale Szenen mit faszinierenden plastischen Kreaturen, die aus den Bronzeplatten herauszuklettern scheinen, empfangen den Besucher in San Zeno Maggiore. Die Szenen wirken trotz ihrer Einfachheit lebendig und modern -zuweilen sogar kryptisch und unheimlich. Schon beim Betreten der Kirche wurde die Fantasie der Gläubigen des Mittelalters von einer wahren Flut an Eindrücken überwältigt.

San Zeno Maggiore in Verona ist eine der bedeutendsten romanischen Kirchen Oberitaliens. Besuchern sticht sofort die grosse zweiflügelige Bronzetür im Portalbereich ins Auge, die zu den schönsten romanischen Türen überhaupt gehört.

Auf den im Wachsausschmelzverfahren hergestellten Bronzeplatten ist die Handschrift verschiedener Meister zu erkennen. Die älteren Platten wurden in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts angefertigt (1120-1140) und befinden sich vorwiegend im linken Türflügel.

Die jüngeren Platten befinden sich hingegen vorwiegend auf dem rechten Türflügel und stammen von Veroneser Künstlern aus dem späten 12. Jahrhundert.

Die Tatsache, dass Reliefs aus zwei verschiedenen Zeiten auf einer Tür zu sehen sind, hängt wohl mit diversen Bauplanänderungen zusammen, welche die Künstler zu Improvisationen zwang.

Erst die neuere Forschung entdeckte den besonderen Wert der älteren Darstellungen.

Die vier Bronze-Abgüsse (aus den älteren Darstellungen) in St. Marien sind ausgesprochen schön, äusserst selten und wertvoll. Die Tafeln haben eine Grösse von ca. 39x46 cm bis ca. 49x50 cm und sind ca. 10-12 cm tief. Sie wiegen zwischen 11 und 13 kg. Alle Tafeln des Portals wurden aus restauratorischen Gründen nachgegossen.

Wer «schauen» und sich damit auseinandersetzen will, dem steht im Chorraum zum Betrachten der Bronzeplatten neben Stühlen auch ein kleiner Kunstführer zur Verfügung.

 Diese Szenen sind auf den Platten zu sehen:

  • Maria Verkündigung
  • Kreuzabnahme Jesu durch Joseph von Arimathäa
  • Christus im Limbus (=Vorhölle)
  • Tanz der Salome

Die Pfarrei St. Marien in Herrliberg freut sich sehr über diesen ausserordentlichen Kunst-Zugewinn für ihre Kirche!

Details_zu_den_Bronzeplatten.pdf

Wolfgang Arnold